Entwicklung der Kriminalistik ab dem 18./19. Jahrhundert.

In diesem Blog werde ich fallweise über verschiedene Themen in der Technik, den Naturwissenschaften und der Kriminalistik schreiben.

Beginnen möchte ich mit einer kurzen Abhandlung über die Entwicklung der Kriminalistik ab dem 18./19. Jahrhundert.

Es gibt hier ein interessantes Buch aus den 70er Jahren von Jürgen Thorwald: „ Das Jahrhundert der Detektive“. Da es sich um ein älteres Werk handelt, sind die neueren Entwicklungen wie DNA Analyse, Isotopenanalyse etc. nicht enthalten. Es geht aber bis zur Neutronenaktivierungsanalyse, Gaschromatographie etc.

18. Jahrhundert

Privatdetektive bzw. Detekteien gab es im 18. Jahrhundert noch nicht. Kriminalistische Arbeit war den Polizeidetektiven vorbehalten. Vorreiter waren hier die Bow Street Runners in London, aus denen in späterer Folge New Scotland Yard hervorging. Das erste private Detektivbüro war die um 1850 gegründete Pinkerton`s National Detective Agency. Das Jahr 1880 kann man als Beginn der Arbeit deutscher Privatdetektive ansehen.

In diesem Jahr wurde in Berlin von Caspari-Roth Rossi das „Detektivbureau“ eröffnet. Eine wichtige Aufgabe der Kriminalisten war und ist die Identifizierung von Straftätern. Die von Alphonse Bertillon entwickelte Anthropometrie hatte große Schwächen und wurde daher von der noch heute sehr wichtigen Daktyloskopie abgelöst.

19. Jahrhundert

Ab der Mitte des 19.Jahrhundert schritt die Entwicklung der Kriminalistik sowie ihrer Hilfswissenschaften (Biologie, Chemie, Toxikologie etc.) rasch voran. Zu diesem Zeitpunkt wurden dann auch die ersten gerichtsmedizinischen Institute gegründet. Dieses Jahrhundert ist nicht nur die Epoche des Fingerabdruckes, der kriminalistischen Fotografie, der Auswertung der Spuren eines Verbrechens, vom Abdruck eines Schuhes bis zur Identifizierung einiger Staubkörnchen in der Rocktasche eines Mörders.

Es ist auch die Epoche der Entschleierung des Geheimnisses der Toten durch die forensische Medizin, der Entlarvung verräterischer Zeichen in der menschlichen Schrift und der Deutung winzigster Blutflecken am Tatort. Es ist die Epoche, in der die Toxikologie zu einer Waffe gegen das Verbrechen wurde und in der auch die Wissenschaft der Ballistik entstand.

Jetzt zu den neueren Entwicklungen:

Neuere Entwicklungen

DNA Analysen sind aus der Verbrechensbekämpfung nicht mehr wegzudenken. War in der Anfangszeit noch umfangreiches Spurenmaterial für die Analyse notwendig, genügen heutzutage winzige Spuren. Das vorhandene Material wird durch die Polymerase Kettenreaktion vervielfältigt. Die Analysemethoden werden auch immer wieder verfeinert.

Als Beispiel sei hier der Einbruch im Jahr 2010 im KaDeWe in Berlin genannt. Es wurden DNA Spuren gesichert. Diese führten dann zu eineiigen Zwillingen. Eineiige Zwillinge haben zwar verschiedene Fingerabdrücke, aber (fast) identische DNA. Da keinem der beiden Täter die DNA Spur zugewiesen werden konnte, konnte auch keiner angeklagt werden. Heute hätten die beiden Jungs schlechte Karten. Mittlerweile können auch eineiige Zwillinge durch eine DNA Analyse eindeutig unterschieden werden.

Mit der Isotopenanalyse kann die geographische Herkunft z.B. eines Menschen oder eines Tieres festgestellt werden. Sie wird oft bei unbekannten Leichenfunden angewendet, Ebenso kann festgestellt werden, ob ein Stück Fleisch von heimischen Tieren stammt oder aus dem Ausland importiert wurde. Hier wurden auch schon einige Fleischlieferanten überführt.

Auch die Satellitenortung ist für die Aufklärung von Straftaten oft sehr wichtig und wird sowohl von Polizei als auch Detektiven eingesetzt.

Hierzulande können wir auf drei Systeme zurückgreifen:

  • Das amerikanische GPS
  • Das russische Glonass
  • Das europäische Galileo

Die chinesische und die japanische Satellitenortung funktioniert in unseren Breiten nicht.

Beide Wissenschaften (Kriminologie und Kriminalistik) haben etwas mit dem Verbrechen (lat. crimen) zu tun. Während sich jedoch der Kriminalist primär mit der Aufklärung von Delikten beschäftigt, interessiert den Kriminologen vor allem die Ursache des kriminellen Verhaltens.

Beispiel:

In einem kleinen Ort wird ein grausamer Sexualmord an einem Kind begangen. Der Kriminalist mit Kenntnissen in der Kriminologie weiß, daß ein Triebtäter in der Regel eine „Vorgeschichte“ hat. Typische Merkmale sind das Bettnässen, Brandstiftungen und Tierquälerei. Die Suche wird sich daher auf diesen Personenkreis konzentrieren.

Hier wird versucht, den unbekannten Täter durch Verknüpfung der bekannten Informationen so zu beschreiben, daß er von andern Personen im Sinne einer Tätertyp Hypothese unterscheidbar wird. Wesentliche Grundprinzipien dieser Methodik wurden schon in der Person des Sherlock Holmes dargestellt, der seine Fälle nach zumeist kurzen Tatortanalysen im wesentlichen durch intellektuelle, oft sehr komplizierte, aber immer logisch stringente Analysen aus der Distanz löste.

Das lebende Vorbild für Sherlock Holmes war Dr. Joseph Bell, ein Professor der Chirurgie an der Universität Edinburgh, zu dessen Schülern Arthur Conan Doyle während seines Medizinstudiums gehörte. Bell zeichnete sich durch Scharfsinn und Kombinationsgabe aus.

Hier unterscheidet man zwischen einer chemischen und elektronischen Diebesfalle.

  • Bei der chemischen Diebesfalle wird z.B. Silbernitrat auf ein Objekt aufgetragen. Berührt der Täter das Objekt, färben sich seine Finger schwarz. Diese Schwarzfärbung hält mindestens eine Woche und kann auch durch Waschen nicht entfernt werden. Der Detektiv braucht dann nur mehr nach einer Person mit schwarzen Fingern zu suchen. Das macht natürlich nur Sinn, wenn der Täterkreis begrenzt ist.
  • Bei der elektronischen Diebesfalle wird eine Videokamera installiert, die eine Aufzeichnung startet, wenn sich eine Person dem Objekt nähert.
  • Juan Vucetich war Verwaltungsangestellter in Buenos Aires und beschäftigte sich als einer der ersten Kriminalisten mit Fingerabdrücken.
  • Edward Henry war Generalinspekteur in der britisch-indischen Provinz Bengalen. Er entwickelte die Grundzüge für ein umfassendes Klassifizierungssystem im Bereich der Daktyloskopie.
  • Paul Uhlenhut gelang es zum ersten Mal, Menschenblut von Tierblut zu unterscheiden. Bas dahin konnten Verdächtige einfach behaupten, Blut an ihrer Kleidung stamme von einem geschlachteten Huhn etc.
  • Bernard Spilsbury wurde als Gerichtsmediziner im Mordfall Dr. Crippen bekannt und wurde n weiterer Folge zu einem der bekanntesten Gerichtsmediziner in England.
  • Pioniere auf dem Gebiet der Toxikologie waren Mathieu Orfila und James Marsh. Mit dem von Marsh entwickelten „Marshschen Apparat“ gelang in vielen Fällen ein exakter Giftnachweis.
  • Calvin Goddard erwarb sich große Verdienste auf dem Gebiet der forensischen Ballistik.
  • Georg Popp machte sich einen Namen durch seine mikroskopischen Untersuchungen von Faserspuren.
  • Eduard von Hofmann beschäftigte sich u.a. mit der Untersuchung von Haaren.
  • August Brüning war ein Pionier auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Staubuntersuchung.
  • Dr. Max Frei-Sulzer, Leiter des wissenschaftlichen Dienstes der Stadtpolizei Zürich, vermittelte der Mikrospurenuntersuchung viele Anregungen.
  • Robert E. Jervis war an der Entwicklung und Perfektionierung der Neutronenaktivierungsanalyse beteiligt.
  • Paul Jeserich aus Berlin beschäftigte sich mit der kriminalistischen Blutspurenuntersuchung.
  • Karl Landsteiner und Prof. Popoff gelang die genaue Blutgruppenbestimmung

In der Spurensuche sind Fingerspuren auf Papier von großer Bedeutung. Die bisher übliche Methode ist das Ninhydrin Verfahren. Es basiert auf einer Reaktion des Ninhydrin mit Aminosäuren in den Schweißrückständen. Nun gibt es ein neues Verfahren, das nicht von den Schweißrückständen sondern vom hinterlassenen Hautfett abhängig ist. Das Untersuchungsmaterial wird mit Goldnanoteilchen versetzt. Mit dem neuen Verfahren werden wesentlich bessere Ergebnise erzielt.